Geschichte

Die Geschichte zu über 50 Jahren Parkbad

Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Gewerbe und die ganze Bevölkerung tun sich zusammen – das Projekt einer Region

Das Parkbad - ein Gemeinschaftswerk!

228 Mitglieder mit 1093 Anteilscheinen à 100 Franken, Wirtschaft und Gewerbe einer ganzen Region im Dienste der Gemeinschaft, die Zusammenarbeit von Gemeinden, die sich vor kurzem noch in einem harten Kampf getrennt hatten, das Einbinden auch von politischen Gegnern und beiden Konfessionen – all das war nicht selbstverständlich und wurde doch zum Markenzeichen des Parkbads an der Murg.

„Wir bauen 1958 – wir baden 1959!“

Im Herbst 1957 wurde in Münchwilen über den Bau eines Freibads gesprochen, und als sich Freunde aus Sirnach dazugesellten erhielt die Idee richtigen Schwung. Und was für einen. Die Hauptinitianten waren Emil Nef-Glättli aus Münchwilen und Johann Baumberger-Lattmann aus Sirnach. Am 10. Januar 1958 fand die erste gemeinsame Sitzung des Initiativkomitees statt, am 28. Februar wurde die Genossenschaft gegründet, Ende Juni, Anfang Juli wurden in den beiden Munizipalgemeinden die notwendigen Kredite gesprochen und im Frähjahr 1959 war die Badi fertig und konnte über 2000 Festbesuchern übergeben werden.Schon vor der Gründung waren drei Komitees eingerichtet worden: ein Propagandakomitee, ein Finanzkomitee und ein Technisches Komitee – in dieser Reihenfolge finden sie sich im Protokoll. Die Initianten trafen sich abwechslungsweise in Sirnach und Münchwilen, der Vorsicht wechselte zwischen den beiden Hauptprotagonisten nach geografischem Kriterium. Das Präsidium und das Vize-Präsidium sollten jeweils nach einer Amtsdauer wechseln. Von den Initianten wurde je 20 Franken für die ersten Spesen eingezogen.

Zwei Bauplätze

Das Parkbad wurde mit bescheidenen Mitteln gebaut. Das Land stellte die Gemeinde Münchwilen beim Bodenlosen Weiher zur Verfügung. Das Angebot von Sirnach, weiter südlich oder heute ennet der Autobahn zu bauen, wurde gemacht, „um sich nicht mit leeren Händen an den Verhandlungstisch setzen“ zu müssen. Der Münchwiler Platz war aber „idyllischer“ und ausserdem erforderte er weniger Erschliessungskosten, da er wesentlich kürzer an die Murg angeschlossen werden konnteDie beiden Gemeinden steuerten 1958 zum Bau je einen Gründungsbeitrag von 2000 Franken, Beiträge à fonds perdu von 25’000 Franken und Darlehen von 50’000 Franken bei. Hinzu kamen von Firmen, Gewerbetreibenden und Privaten Beiträge von 141’000 Franken, womit die Genossenschaft Mitte Jahr bereits über 315’000 Franken Kapital verfügte. Die „grösste Firma Münchwilens“, wie es in der Zeitung damals bescheiden hiess, hatte 40’000 Franken gespendet. Dazu kamen Defizitgarantien der Schulen von 5 Franken pro Schüler.

Die Kosten

Baupräsident Kurt Widmer rechnete ursprünglich mit insgesamt 350’000 Franken Baukosten. Dies war möglich, da Gewerbe und Industrie der Region in der Regel zu Selbstkosten arbeitete. Die Qualität litt jedoch nicht darunter, da die Bauführung sehr umsichtig war. Dass es dann schliesslich doch 440’000 Franken waren, lag unter anderem daran, dass die geplanten Hochbauten nicht etappiert sondern alle gebaut oder die Spielwiese planiert wurde. Die Spezialrabatte und Gratisarbeiten machten 90’000 Franken aus. Damit war es immer noch eine sehr preiswerte Angelegenheit.Insgesamt wurde von privater Seite über 200’000 Franken gespendet (1959!), und die Zahl der Genossenschafter betrug bei der Eröffnung 350 Mitglieder.

Das Fest zur Einweihung

Rund 2500 Gäste nahmen an der Einweihungsfeier vom 24. Mai teil. Musikgesellschaften, Jungturner, Ehrendamen und Blumenmädchern, Festredner, Gratulantinnen, Ehrengäste – alles was zu einem schönen Fest gehört, war da. Nur Petrus spielte nicht ganz mit, und das Wasser war 12,5 Grad, was die Zahl der Badenden etwas einschränkte. Aber das tat der Freude keinen Abbruch: Es huschte, so der Chronist, ein „Ah und wie schön durch die Reihen“. Das Bad war da, es gehörte allen und wir liebten es!

Text: Jürg Baumberger

So war das damals!

28 Jahre Parkbad – Emma Ammann erinnert sich

Emma „Emmeli“ Ammann arbeitete von 1959 (Eröffnung) bis 1986 insgesamt 28 Saisons im Parkbad an der Murg. Auch wenn es schon lange her ist – viele Ereignisse sind ihr in Erinnerung geblieben. Ein paar Müsterchen gefällig?? 

Bis auf die Strasse

Das Parkbad war die erste Badi in der Umgebung. Stettfurt, Aadorf, Wil waren noch nicht. Und wir können uns kaum vorstellen, dass an schönen Sonntagvormittagen die Warteschlange vor dem Kassahäuschen bis zur Strasse hinaus reichte! Damals öffnete die Badi schon morgens um sieben Uhr. Damit alles schon bereit war, begann Badmeister Reali häufig schon morgens um fünf Uhr mit dem Saugen im Bassin. Das war noch kein automatischer Sauger, er musste an einer langen Stange bedient werden. Häufig fanden sich aber früh schon Schulklassen ein und begehrten Einlass, um die Turnstunde im Parkbad zu geniessen.

„Fetzeln! Aber hopp!“

Bei Hochbetrieb rief Herr Reali abends über den Lautsprecher Buben auf um zu fetzeln. Er lud dazu auch Erwachsene ein. Nach getaner Arbeit überreichte er einen Gratiseintritt. Bevor er heimging, musste die Wiese doch sauber sein. Ganz so freiwillig war das Fetzeln aber doch auch nicht immer! Erwischte der Badmeister Buben, die durch Rabatten liefen, verknurrte er die armen Sünder zum abendlichen Fetzeln. „Wenn du wüsstest, wie viel Arbeit die Frauen hatten, diese Rabatte so schön herzurichten, hättest du dich wohl in acht genommen!“

Kampf mit Petrus

Eine besondere Strapaze war, jedes Frühjahr das Bassin neu zu malen. Alte Farbreste mussten mit Spachtel und Drahtbürste entfernt werden. Das bedeutete sehr viel Handarbeit. In einem Frühling wollte Petrus die fleissigen Frauen ärgern. Die garstige Witterung liess kein Streichen des Beckens zu. Umgekehrt verlangte der Vorstand, dass das Bassin am Eröffnungstag mit Wasser gefüllt sei. Also nützte man jede halbtrockene Minute, um das Bassin zu streichen. Am Samstag wurde gestrichen, was das Zeug hielt. Und zu guter Letzt mussten noch die Linien für die Schwimmbahnen bepinselt werden („Heilige Saucheib, machte ich das nicht gerne“). Aber das Werk wurde vollendet – und Petrus bemerkte dies. Eine halbe Stunde später spülte ein mächtiger Platzregen die ganze Farbe Richtung Sprungbecken. Der Badmeister konnte dann mit dem Schlauch noch die Arbeit vollenden. Das war schlimm! Ich hatte Tränen in den Augen und dachte: Wenn es eine höhere Macht gibt, kann man so etwas doch nicht geschehen lassen!

Die falsche Brille

Immer wenn der bekannte Mittelstufenlehrer M. aus Münchwilen mit seiner Klasse ins Parkbad kam, gab er seine Brille an der Kasse ab, und die Brille wurde von den Kassafrauen immer ins Fach 14 gelegt. Nach dem erfrischenden Bad wollte der Schulmeister seine Brille abholen. Doch Hanni leistete sich den Scherz, seine Brille sich aufzusetzen und die ihre ins Fach zu legen. Und wie M. da war, bekam er die falsche Brille. Er reklamierte natürlich, dies sei nicht seine Brille. Nach einigem Hin und Her bemerkte er seine Brille auf Hannis Nase. Alle mochten herzhaft lachen. Verstehen Sie Spass ist wohl keine neue Erfindung. So war das damals. 

Aufgezeichnet: Bruno Kielholz